Die verlorene Dimension
Kapitel 1: Der plötzliche Sturm
Im endlosen Vakuum des Weltraums, unsichtbar für die neugierigen Teleskope der Erde, kreiste die Raumstation Astral Nova. Sie war ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, wie ein riesiger, metallener Vogel, der majestätisch durch die Dunkelheit glitt. Ihre Besatzung, eine bunte Mischung aus Wissenschaftlern, Ingenieuren, und ein paar Leuten, die niemand so genau zu wissen schien, warum sie eigentlich dabei waren, nannte diese Station ihr Zuhause – zumindest für die nächsten Monate der Forschungsmission.
Das Leben an Bord verlief in einer merkwürdigen Mischung aus Routine und Chaos. Die Tage begannen mit der obligatorischen Kaffeemaschinen-Kampagne, bei der jeder einen Symphonie des Wartens auf den Kaffeetropfen zelebrierte, die unaufhörlich in den kollektiven Seelenfrieden verstärkte. Immer wieder durchbrochen vom spöttischen Gelächter von Boris, dem Ingenieur, der behauptete, die Maschine rede mit ihm. In dieser schwebenden Stadt aus Metall entwickelten sich die eigenen Rhythmen und Rituale. Der eine oder andere abgewetzte Streit brach mal wegen fehlender Socken, mal wegen des mysteriösen Verschwindens des letzten Schokoriegels aus.
Zum Abendschmaus navigierten sich die hungrigen Seelen durch Teleskopbilder fremder Galaxien bis hin zu den mysteriösen Fehlermeldungen, die Captain Louise zur Weißglut trieben. Mit übernatürlicher Ruhe erklärte sie dem Computer zum wiederholten Male, dass „Error 451“ kein Grund sei, sich in Panik zu begeben. Ihre Fähigkeit, selbst die vertracktesten technischen Anomalien als Laune des Schicksals zu nehmen, brachte ihr insgeheim den Spitznamen „Nepturn gleichzeitig“ ein – eine Anspielung auf das gleichnishafte Temperament des Neptun.
Aber an diesem Tag nahm das gewohnte, surreale Ballett der Aufgaben eine bizarre, unerklärliche Wendung. Es begann als ein leises Flüstern, ein verstörendes Murmeln im Takt der Monitore, die sich plötzlich über Nacht verändert hatten. Wavescreens zeigten Landschaften, die niemand zuvor programmiert hatte; Farben, die es in keinem Spektrum gab, waberten über die Bildschirme und hinterließen kaleidoskopische Spuren im Verständnis der Besatzung.
Ein Flackern ging durch die Station, als ob irgendjemand den Hauptschalter der Realität betätigt hatte – mit einem besonders hinterhältigen Grinsen auf den Lippen. Plötzlich krachten die Alarmsysteme los, als die Station unvermutet durch unruhiges energetisches Terrain geschoben wurde. „Warnung: Fluktuation im Raum-Zeit-Kontinuum festgestellt“, dröhnte die monotone Stimme des Bordcomputers, worauf Boris in seinem typischen Humor antwortete: „Na, endlich mal ein Abenteuer! Zeit, meinen Schutzhelm aus Tinfoil rauszuholen.“
Ernst aber, kamen die ersten beunruhigenden Manifestationen zum Vorschein. Der Raum selbst schien zu atmen, die normalerweise stabilen Strukturen begannen bedrohlich zu flimmern und zu wabern. Zugleich begann die Schwerkraft seltsame Kapriolen zu schlagen, brachte gelegentlich die Besatzung zum schwebenden Chaos, was besonders für den tellschwingenden Chefkoch harter Tobak war.
Dann, als ob ein Vorhang von Illusion und Realität sich vermischte, ändert die Umgebung sich radikal. Irgendetwas Gigantisches passierte im Inneren, als ob ein unwillkommenes Bewusstsein die Kontrolle übernommen hatte. Langsam, mit einem Dröhnen, das durch jeden Körper vibrierte, zog die Dimension sie in eine Welt, die zwischen Traum und Albtraum schwebte. Akustische Merkwürdigkeiten riefen aus den Wänden, ein loses Echo und hallende Personengemurmel, welche auf eine unbestimmte Gefahr deuteten.
Als das Schreien der Monitore sich verstummte, folgte eine beklemmende, fast ehrfurchtgebietende Stille. Die Crew starrte durch die erstaunlich veränderten Fenster – was sie sahen, ließ die kühlste Ader gefrieren. Der Kosmos hatte sich zu einem surrealen Labyrinth von Strudeln und maßlosen Formen verzerrt. Raum und Zeit tanzten auf eine Weise, die das Verständnis zersetzen würde, und es war unklar, ob die Station nicht längst zu einem Bestandteil dieses verkehrten Gartens geworden war.
Captain Louise zerriss die lähmende Verwunderung mit ihrer Stimme aus sanfter Klarheit: „Willkommen, Crew, in der verloren geglaubten Dimension. Anscheinend werden wir länger hierbleiben. Sein sie auf der Hut. Ach, und Boris – mach die Kaffeesensation am Laufen.“
Mit einem trockenen Lächeln und dem gemeinsamen Mut der Verzweiflung begannen sie, die Herausforderungen dieser neuen Welt zu meistern. Schließlich war Astral Nova nicht einfach nur eine Raumstation – sie war ihre unaufhörliche Heimat, jetzt mehr denn je.
Kapitel 2: Albtraumhafte Entdeckungen
Die ersten Sekunden in der fremden Dimension fühlten sich an wie ein schlechter Scherz. Clays erster Gedanke war, dass jemand im Kontrollraum gerade mit den Lichteffekten herumalberte. Doch die Wahrheit war viel unheimlicher. Die Realität hatte sich verzogen, als wäre sie ein Bild, das zu lange in der Sonne gelegen hatte, die Ecken wellig und die Farben verrückt.
Die Crew war zunächst sprachlos. Jeder Tastendruck auf der Konsole, jede Beleidigung gegen die verfluchte Technik – sie blieben ungehört. Stattdessen drang aus den Lautsprechern ein leises, undefinierbares Flüstern, das kaum erträglicher war als das ohrenbetäubende Schweigen kurz zuvor.
Captain Gregor Evans wandte sich um, seine Stirn in tiefe Furchen gelegt, die Augen fixierten seine Crew mit der verzweifelten Hoffnung, dass jemand eine Lösung anbieten könnte. Doch den anderen war die Ratlosigkeit ebenso ins Gesicht geschrieben. Brad, der Ingenieur mit der mechanischen Hand und dem schiefen Lachen, versuchte seine Nervosität mit einem trockenen Kommentar zu überspielen.
„Nun ja, zumindest bleibt uns jetzt der Wagenheber erspart, falls wir irgendwo landen.“
Es folgte ein schwaches Lachen, das schnell in sich zusammenfiel, als ein grelles Zucken durch die Sichtfenster der Station blitzte und die schwindelerregenden Geometrien der bizarren Landschaft enthüllte.
Sie schwebten in einem Raum, in dem oben und unten allen Regeln der Physik trotzten. Die Planeten, die um sie herum kreisten, ähnelten zerbrochenen Spiegeln, deren Scherben in unvorhersehbaren Mustern tanzten. Horizonte krümmten sich gegen den Himmel, als wären sie von einem trunkenen Maler gezeichnet.
Das Team begann, die neue Umgebung zu erkunden, einige mutig, andere unwillig. Susan, die Biologin mit einem herzlichen Lächeln und scharfen Augen, hielt ein Scanner-Pad in der Hand – ihr ständiger Begleiter auf dieser irregeleiteten Reise. Doch heute zeigte es keine bekannten Daten an; nur abstrakte Symbole, die allen bekannten Wissenschaften widersprachen. Es war, als hätte man ihre Realität durch den Zerrspiegel einer verdrehten Künstlersicht betrachtet.
Ein leises Raunen ging durch die Mannschaft, als plötzlich ein Mitglied der Crew, Lara, spurlos verschwand. Der Boden hatte sich unter ihr gewunden, als hätte er sie verschluckt, was selbst für diese abstruse Dimension grotesk war. Eine unsichtbare Grenze war überschritten worden und die Stimmung an Bord sank auf ein eisiges Level, durchzogen von Angst und Misstrauen. Jede Ecke des Schiffs, jede Schattenlinie schien jetzt wie ein mögliches Portal in das Nichts.
Evans entschied, die Erkundungen abzubrechen, doch das Monster mit den vielen Geometrien hatte bereits andere Pläne. Ein intensives Vibrieren durchlief die Station, und allen Anwesenden war klar, dass das Schicksal seiner Beute nicht gewillt war, sich widerstandslos gefangen halten zu lassen.
Mason, der sanftmütige Astrophysiker, begann hastig Berechnungen auf ein Blatt zu kritzeln, während er murmelte. „Es ist als ob die gesamte Raumzeit… kollabiert… nur ein Flüstern vom Vortex. Der Weg nach Hause könnte…“ Seine Stimme verlor sich im Sorgenmeer, und er malte sich aus, was es hieße, ewig in diesem kaleidoskopischen Albtraum gefangen zu sein.
Eine surreale Erleichterung lag in der Luft – eine verquere Teile-Resignation, die sich wie zäher Teer an alle Hoffnung klammerte. Tonio, der Sicherheitschef, knurrte durch seine gebleckte Stirn. „Vielleicht müssen wir weniger versuchen, das Teil zu schlagen, und mehr wie es denken.“ Seine Augen musterten die Crew und rieten ihnen, die Blicke von den Szenarien loszureißen, vor denen sie geflohen waren.
Ein Konsortium an Meinungen war entstanden, nicht aus Raison, sondern als Reaktion auf den Wahnsinn, der sie verschlungen hatte. Doch selbst als die Diskussionen lauter und der Raum enger wurden, war der unabdingbare Humor, der die Crew bekannt machte, eine immerwährende Flamme gegen die Dunkelheit.
Die Reise in diese verzerrte Welt hatte erst begonnen. Ab hier war nichts mehr sicher. Alles stand auf der Kippe, inklusive der Zurechnungsfähigkeit der Mannschaft. Sie waren wie Figuren auf einem Schachbrett, dessen Regeln noch nicht einmal existierten. Und trotz der surrealen Schauplätze und der unermüdlichen Ängste, welche die verlorene Dimension bereit hielt, blieb nur eine Frage in den Köpfen der Crew. Wann würde der nächste von ihnen verschwinden?
Kapitel 3: Die Suche nach dem Ausweg
Die unaufhörliche Verkrümmung der Zeit manifestierte sich auf der Raumstation in Form von flüchtigen Visionen aus der Vergangenheit und Zukunft, die sich wie Geister über die Köpfe der Besatzung legten. Captain Elena Haas, deren natürliche Autorität zunehmend von den surrealen Begebenheiten infrage gestellt wurde, zog ihren Crewvertrag aus der Manteltasche und las ihn mit einem Lächeln, dass mehr Verzweiflung als Humor zeigte. “Geister kannte der rechtliche Rahmen offensichtlich nicht”, dachte sie sich.
Die Betaviertelstunde war angebrochen; oder war es doch Alpha? Das Zeitgefühl der Crew, ohnehin von der fehlenden Planetentagesordnung beeinträchtigt, wurde komplett vernichtet. Ein kurzer Blick in den Spiegel offenbarte für Ingenieur Marco Galetti keine Sympathie. “Nicht mal eine Rasur der Woche kann ich mehr von der gestrigen unterscheiden”, murrte er in Richtung seines stoppelbärtigen Abbildes, während er durch die Detailpläne der Raumstation blätterte, die sich ebenfalls in ihrer Geometrie zu winden schienen.
Die plötzliche Entdeckung einer mysteriösen Entität verschaffte den chaotischen Erlebnissen eine unheimliche, aber greifbare Präsenz. Durch die Porthole am Lagerraum zusah Anna Shou, wie etwas jenseits der bekannten Sinne die Station zu umkreisen schien. Eine dunkle Aura waberte um die Struktur, fühlbar bis in die Knochen der Raumfahrer, als ein flüchtiges Schattenspiel, das unter dem Radar der Vernunft flog.
“Wisst ihr, wenn wir noch tiefer in diese Dimension gezogen werden, brauchen wir bald Urlaubsgutscheine für das Abseits jeglicher Zivilisation”, versuchte Harris mit sarkastischem Unterton zu scherzen, während er hektische Daten in den Hauptcomputer einspeiste. Doch seine Witze fielen auf desorientierte Ohren. Elena wusste, dass Ablenkung wichtig war, aber sie mussten strategisch vorgehen. Ein Buch auf dem Tisch, halb vergessen, lag offen: ‘Die Psychologie der Gruppendynamik’. Passenderweise entwickelte sich ihre Mission nun zu einer kollektiven Bewährungsprobe, in der Verstand und Emotionen um die Oberhand stritten.
Der Treibstoff für die moralische und geistige Maschine der Mannschaft bestand aus Lösungen, nicht aus Witzen. Eine Rückkehr schien in Anbetracht der rätselhaften Anomalien, die das Funktionieren der Raumstation beeinträchtigten, zunehmend unwahrscheinlich. So was Schwieriges hatte keiner im Trainingslager gehabt, dachte Elena grimmig, als sie eine Besprechung einberief.
Während die Crew um den großen Bildschirm versammelt war, fühlte es sich so an, als schauten sie auf ein surrealistisches Gemälde von Dali. “Seht her, Leute”, Elena eröffnete die Sitzung, “wir müssen einen Weg zurück finden. Wir brauchen Lösungen, die nicht unbedingt vor unserer akademischen Ausbildung bestanden haben.”
Die Techniker blieben skeptisch, doch Marco erhob seine Stimme: “Vielleicht müssen wir einfach kreativer werden und die Beschaffenheit dieser Dimension zu unserem Vorteil nutzen. Vielleicht gibt es Zonen, in denen die Zeit nicht so unwirsch aufflammt.” Dann war noch Jenny, die Astrophysikerin, die Wissen und Intuition melierte, als ob sie in einer Rateshow saß und um Kopf und Kragen spielte. “Wenn wir… hypothetisch… diesen Zeitenstrudel fokussieren könnten, könnten wir möglicherweise ein Fenster zurück in den normalen Raum erzeugen.”
Das Kollektivbüro der Raumstation raunte skeptisch, doch der Plan legte ein leises Fundament des Hoffnungsschimmers. Man würde technische Improvisation als Strategie nutzen müssen, um die metaphysischen Phänomene physisch zu überwinden. Dabei kam kein Mangel an Überraschungen auf, zumindest nicht in Elenas schöpferischer Risikobewältigungsstrategie. Manöver wurden festgelegt, Kontrollen optimiert und bestimmt mag der eine oder andere insgeheime Plan auch nur aus alten B-Movies inspiriert worden sein.
Doch die Stunde der Wahrheit schlug nicht in konventioneller Zeit. Während sie gegen die ticking clocks seines Verstandes arbeitete, stellte Harris fest, dass die Emotionen der Crew genauso wenig Raum und Grenze hatten wie die Dimension selbst. Streit, Liebe und Loyalität gingen seltsam vertrauten Wegen – die sich wiederum änderten, wenn niemand hinschaute. Elena selbst merkte peu à peu, dass in dieser verzerrten Realität selbst alte Freunde zu fremden Gerüchten werden konnten – und umgekehrt.
Alles kam langsam an die Oberfläche. Beziehungen in der Mannschaft entwirrten sich, Geheimnisse wurden zum Zweck einer Rettung oder vielleicht auch einfach aus Langeweile gelüftet. Nah, persönlich und humorvoll, wie es in einem altmodischen Gesellschaftsroman beschränkt bleiben würde. Aber hier, wo die physikalische Realität ein Zugeständnis nur an die Überlegten war, wurde alles zu einer polyfonen Rhythmik aus Emotion und Wissenschaft.
“Wenn wir festhängen”, überlegte Elena laut, während sie bedächtig im Kreis lief, “könnte das uns auch die Freiheit geben, die wir uns noch gar nicht vorstellen konnten.” Sie hielt inne und sah in die Augen ihrer Crew. Hoffnung kann seltsame Wege beschreiten, dachte sie – und vielleicht ging es ihnen ebenso. Jetzt lag alles daran, ob in dieser verzerrten Dimension die Strategie der rationalen Überlegung oder der emotionale Instinkt ihr Finale bestreiten würde.
Kapitel 4: Rückkehr oder Aufgabe
Die Raumstation schwebte wie ein hilfloser Wal in einem Ozean aus Chaos. Die Dimension, in der sie gefangen war, schien endlos, ein paradoxales Labyrinth aus Scherben der Realität. Commander Lutz, der bisher stets den Unbezwingbaren gegeben hatte, fühlte das Gewicht der Verantwortung wie eine unermessliche Last auf seinen Schultern. Die Crew war erschöpft, sowohl körperlich als auch geistig, gezeichnet von den Anomalien und dem psychologischen Druck der surrealen Umgebung.
Während sich die rote Warnleuchte wie ein unermüdlicher Trommler in einem grotesken Paradezug durch die Gänge der Station bewegte, versammelte sich die Besatzung in der Kantine. Der Raum war angefüllt mit dumpfen Stimmen, die, so schien es, genauso benommen waren wie ihre Besitzer. Lieutenant Harper, dessen Humor selbst in den dunkelsten Stunden aufgeblitzt war, hatte plötzlich nichts mehr zu sagen. Er starrte nur auf sein kalt gewordenes Kaffeeimitat, als wäre es der Abgrund selbst.
Commander Lutz erhob sich schließlich und ergriff das Wort. “Leute, wir haben die Wahl – und es ist keine leichte. Diese Dimension hat uns bis an unsere Grenzen gebracht. Die Entität, die hier herrscht, scheint ein Teil dieser Realität zu sein, ein Wächter oder vielleicht ein Gefängniswächter. Doch wir müssen entscheiden: Kämpfen wir weiter um unsere Rückkehr, oder akzeptieren wir das Leben in dieser… vollkommen unverständlichen, albtraumhaften Realität?”
Die Reaktionen waren unterschiedlich. Dr. Sullivan, die Wissenschaftsoffizierin, nickte ernst. “Commander, ich glaube, wenn wir nicht weiter versuchen zurückzukehren, gibt es nichts, was wir hier erreichen können. Diese Dimension ist instabil und feindlich, und sie wird uns nicht ewig gewähren lassen.”
Ensign Miguel, der jüngste und vielleicht optimistischste Crewmitglied, widersprach. “Aber denken Sie an das, was wir sehen und lernen könnten! Diese Welt ist unerforscht. Der wissenschaftliche Gewinn könnte grenzenlos sein.”
Doch bevor der Streit in eine verbale Schlacht ausarten konnte, aktivierte sich das Schiffsalarm, ausgelöst von der vermeintlich schlafenden Entität. Der Schrei einer sirenenhaften Warnung hallte durch die Station, begleitet von einem bedrohlichen Flackern der Lichter. Etwas bewegte sich im äußeren Perimeter der Station, ein verzerrtes Schattenwesen, das sich seinen Weg durch die harten Metallwände schlängeln wollte.
Es folgte eine hektische Abfolge von Befehlen: Überwachungsmonitore prüften, Energieschilde verstärkt, Waffensysteme auf Kampfbereitschaft gestellt. Lutz und sein Team mussten einen finalen Plan gegen die Entität ausarbeiten, die eindeutig mehr als nur eine Hintergrunderscheinung in dieser unheimlichen Welt war. Die Frage war: War sie ein Teil der Dimension, oder kontrollierte sie sie?
Inmitten der Untersuchung und des Analysierens erhob sich plötzlich ein weiteres Crewmitglied, die Technikerin Zhang. “Vielleicht ist es Zeit, dass wir versuchen, diese Entität zu kommunizieren. Sie betrachtet uns… als Eindringlinge, vermute ich. Vielleicht liegt genau da unser Ausweg verborgen.”
Ein gewagter Plan wurde geschmiedet: eine verwegene Mischung aus Technik und Psychologie. Während die technischen Aspekte der Station ihre Energie in eine Art kommunikative Sonde bündelten, machte sich Harper an die sensible Aufgabe, eine Botschaft zu formulieren.
Der Raum um sie herum war klamm und unbeständig, die Wände schienen zu atmen und zu flüstern, als die Crew die Sonde abschoss. Sekunden vergingen, die wie Stunden erschienen. Die Entität reagierte; jedoch nicht mit Worten, sondern mit einer plötzlichen Veränderung der Umgebung, die statt in Panik alle in Ehrfurcht versetzte: Die Landschaft formte sich in Schweben von Farben und Formen, gewaltige Wellen von Energie und Licht, die sich rhythmisch und zugleich vertraut um die Station schlangen.
Ein unmöglich aufrechter Gang formte sich vor den Augen der Besatzung. Die Unwirklichkeit, die sie umgab, war durchdrungen von einer bizarren, hypnotischen Schönheit, und die Crew erkannte schließlich, dass die Entität ihnen eine Wahl ließ. Kein Wort wurde gesagt, aber die unsichtbare Botschaft war klar: Rückkehr in ihre eigentliche Realität oder bleiben und Teil von etwas Unerklärlichem und Wunderschönem werden.
In sich selbst zurückgezogen, rangen die Crewmitglieder mit ihren innersten Wünschen und Ängsten. Vom Zeitalter ihrer Existenz her war die Menschheit gefesselt an die Anziehungskraft des Vertrauten, und so kamen sie zu einer schwer gefällten Einigung. Mit einem letzten, schweren Seufzer der Station und einem Leuchten des Bildschirms, das so hell war wie der Beginn eines neuen Tages, wurde die Station zurück in die vertraute Dunkelheit des Weltraums gezogen.
Die Raumstation war zurück – die beschädigten Systeme reaktivierten sich langsam, während die Crewmitglieder sich in den Armen lagen. Trotz aller Verluste und Opfer waren sie in ihre eigene Dimension zurückgekehrt, mit neuem Respekt für die kosmischen Mysterien, die jenseits ihrer Vorstellungskraft lagen.
Und dennoch, während die Lichter der bekannten Sternenbilder wieder erstrahlten, hätte wohl jeder einzelne Crewmitglied zugegeben, dass ein kleiner, sturer Teil von ihnen in dieser verlorenen Dimension geblieben war, ständig im Traum von dem, was möglicherweise hätte sein können.