Exodus Omega

 

Kapitel 1: Die letzte Hoffnung



Der Himmel über der sterbenden Welt war ein stetiges Gemisch aus Düsternis und flammendem Orange, beleuchtet durch die endlosen Waldbrände, die die einst grünen Hügel nun in Aschehaufen verwandelten. Hier und da zerbarsten Blitze lautlos in ihren schweren Wolkenblöcken, wie ein Gebrüll ohne Stimme. Inmitten dieses Chaos standen die letzten Bastionen der Menschheit, die Überreste einer fortschrittlichen Zivilisation, die nun wie ausrangierte Kulissen eines Sci-Fi-Films erschienen.

In einem versteckten Labor tief unter der geschundenen Oberfläche der Erde herrschte konzentrierte Betriebsamkeit. Dr. Elias Renner starrte auf den großen, blendend weißen Bildschirm vor sich, seine Hände ruhten schwer auf den mitteilsamsten Datenbanken, die er je in Händen gehalten hatte. Der Countdown tickte unaufhaltsam seinem Ende entgegen, und mit ihm die letzte Hoffnung der Menschheit. Elias, von Natur aus ein Mann der Wissenschaft, hatte nie gedacht, dass er einst an der Spitze einer solchen Operation stehen würde – einer Mission, die das Schicksal der ganzen Welt bestimmte.

“Elias! Die Simulationen sind abgeschlossen”, rief Evie, seine erste Offizierin, während sie mit schnellen Schritten zu ihm trat. Sie hatte den zweifelhaften Ruf, nicht nur die klügste, sondern auch die kreativste Problemlöserin des Teams zu sein. Doch auch ihre mächtige Intelligenz schien ein schwacher Trost angesichts dessen, was sie zurücklassen mussten.

“Und?”, fragte Elias, während er sich von den Daten abwandte. Seine Augen waren müde, aber seine Entschlossenheit wirkte ungebrochen.

„Alles funktioniert soweit. Wir sind auf Kurs für Nova Terra“, erklärte Evie, aber ihre Stimme verriet die tiefe emotionale Anspannung, die alle raubte. Nova Terra – die künstliche Raumstation und letzte Hoffnung, ein glanzvoller Leuchtturm des Überlebens, der hoch oben im All schwebte. Hier sollten die letzten Überlebenden der Erde ein neues Kapitel beginnen.

Während der letzten Wochen waren sie Zeugen eines rasanten Niedergangs gewesen: Menschen kämpften um die verbliebenen Ressourcen in Kriegen, die niemand mehr verantwortlich machen konnte. Die große Abschmelzen hatten die Küstenstädte verschluckt und in ein wässriges Grab verwandelt, während extreme Wetterumschwünge die Ernte über riesige Landstreifen hinweg vernichtet hatten. Doch trotz der Katastrophen, die sie gezeichnet hatten, mussten sie nach vorne blicken. Der Countdown zeigte nur noch wenige Stunden.

“Die Crew ist bereit?”, fragte Elias, mehr aus Pflichtbewusstsein denn aus Notwendigkeit.

Evie nickte. “Ja, wir sind alle an Bord. Jeder von uns weiß, was auf dem Spiel steht.“

Ein leises Lächeln schlich sich in Elias’ Gesicht. “Gut. Dann lassen wir es krachen”, sagte er trocken und erhob sich aus seinem Stuhl.

Während sie sich in Richtung des Besprechungsraums bewegten, um die letzte Ansprache vorzubereiten, glitt Elias’ Blick auf jenes eine, alte Fotografie, das er immer in der Seitentasche seiner Uniform trug. Seine Frau und seine Tochter lächelten ihm zu, eingefroren in der Zeit. Eine Erinnerung aus einer besseren Welt, bevor der Exodus beschlossen wurde. Er wusste, er musste den Preis des opulenten Universums zahlen, um für die restliche Menschheit einen Funken Hoffnung zu entzünden.

Im Versammlungsraum war die Atmosphäre geladen mit unverhohlenem Ernst und einer Spur von unbeugsamer Entschlossenheit. Die Crew – ein bunter Haufen von Wissenschaftlern, Technikern und Pionieren – zeigte Gemütsregungen von stoischer Ruhe bis stiller Verzweiflung.

„Wir alle haben den gleichen Traum“, begann Elias, während er ringsumher die Gesichter seiner Gefährten suchte. „Und wir haben uns für diese Mission gemeldet, gerade weil wir nicht tatenlos zusehen können, wie die Erde im Chaos versinkt. Ihr seid die Besten der Besten, und zusammen werden wir sicherstellen, dass die Menschheit noch eine Chance hat.“

Ein nervöses Murmeln ging durch die Reihen, ehe Evie vortrat. „Elias hat Recht. Niemand sagte, dass es einfach wird. Aber denken wir daran, dass wir nicht nur für uns selbst kämpfen, sondern für alle da draußen, die uns vertrauen. In wenigen Stunden verlassen wir alles, was wir je kannten.“

Es folgte ein kurzes, intensives Schweigen, welches die finale Bestimmtheit der Anwesenden noch spürbarer machte. Mit jedem Atemzug nahm die Vorfreude und das Ungewisse mehr Raum in ihren Köpfen ein, und der bedrohliche Blick der sterbenden Erde blieb ihnen im Gedächtnis, während die Sekunden flüchteten.

Der Countdown tickte gnadenlos weiter. Die Entscheidung war unumkehrbar, und die Menschen, die sie liebten, verblassten im grellen Licht der Leinwand. Nova Terra wartete auf ihre Ankunft – das letzte verbleibende Versprechen einer neuen Zukunft. Dennoch lastete die Schwere der Entscheidung wie ein unsichtbarer Schatten über ihren Herzen.

Würde es tatsächlich der ersehnte Neuanfang sein, den sie sich erhofft hatten? Oder ein weiteres Scheitern – nur in größerem Maßstab? Elias wusste es nicht. Aber er war bereit, das Risiko einzugehen, für den winzigen Hoffnungsschimmer, den sie alle suchten, die letzte funkelnde Flamme im weiten Vakuum. Denn genau das war die Bedeutung von “Exodus Omega” – der ausgeglichene Schlag zwischen Hoffnung und Gefahr in der lebhaften Symphonie des Universums.

Kapitel 2: Der Aufbruch ins Ungewisse

Der große Tag war da. Alles war bereit für den Start der Raummission, die die letzte Hoffnung der Menschheit in die unendlichen Weiten des Alls führen sollte. Der Stress im Kontrollraum der Basis brummte förmlich in der Luft. Überall standen Techniker in ihren weißen Kitteln, während rote und grüne Lichter wie hektische Morsezeichen blinkten. Die Finger des Kontrollleiters huschten über das Bedienpult, als wäre es ein Instrument, auf dem er nervös eine düstere Melodie intonierte.

In der Kanzel der “Exodus Omega” saß Captain Elias Renner, ein Mann in den Vierzigern mit grimmigem Gesichtsausdruck, tief durchatmend, um die Nerven zu beruhigen. Durch das gläserne Visier seines Helms betrachtete er die Sternenkarte an der Wand vor ihm – ein Netz aus unerforschten Pfaden und schimmernden Lichtern. Dr. Renner war kein Mann der vielen Worte, aber das Gewicht dieser Mission schien seine Gedanken schwerer zu machen, als selbst die schwärzeste Rüstung der Erde.

Neben ihm seine Crew, eine verschrobene Mischung aus Genies, Draufgängern und Eigenbrötlern. Anita Sorenson, die Pilotin mit Nerven aus Stahl und einem unerschütterlichen Pokerface, überprüfte mit präzisen Bewegungen die Schaltflächen und Anzeigen. Pierre Duval, Ingenieur und ein wandelndes Lexikon technischen Wissens, kratzte sich am Kinn, während er ein weiteres Mal die mathematischen Berechnungen im Kopf durchspielte. Dannebrog Þórisson, seine blonden Haare zu einem straffen Knoten gebunden, brummte vor sich hin, während er mit den rohen Händen die Kontrollhebel justierte. Zuletzt Sofia Navarro, die junge Biologin, deren endlose Neugier untrügliche Funken der Begeisterung selbst in diesen ernsten Momenten in ihren Augen entzündete.

Der Countdown begann: “T minus zehn, neun, acht…” Die Computer verfuhren sich in einem orchestrierten Ensemble von elektronischen Geräuschen. Dr. Renner schloss die Augen und ließ für einen flüchtigen Moment die Erinnerung an die grüne Erde ihren Zauber wirken.

Dann hob die “Exodus Omega” ab, kaum merklich zunächst, nur ein leises Ruckeln, bevor sie mit erstaunlicher Geschwindigkeit durch die Luft sauste. Der Planet unter ihnen schrumpfte zu einem kleinen blauen Murmel, ein Tropfen in dem Ozean der Dunkelheit.

Die Crewmitglieder gaben sich Mühe, in der Kapsel ihre nervösen Erwartungen mit kurzen Witzen zu überspielen. “Hey, vielleicht sollten wir auf dem Weg anhalten und ein paar Sternenautogramme sammeln?” rief Dannebrog laut lachend. Sofia nickte belustigt, während sie die Biosensoren überprüfte: “Ja, solange keiner versucht, Marsmännchen als Haustiere zu schmuggeln.”

Doch schon bald wurde ihre freundliche Atmosphäre von den Tücken der Raumfahrt überschattet. Es begann mit einem leichten Flackern der Kontrollbildschirme, gefolgt von plötzlichen Kommunikationsstörungen aus der Basis. Das unbehagliche Gefühl, durch etwas Unbekanntes von den weißen Wänden der Sicherheit abgeschnitten zu sein, kroch wie ein Schatten in die Kabine.

Elias Renner erhob seine Stimme: “Pierre, finde heraus, was zum Kuckuck hier los ist. Anita, halte Kurs, egal was kommt. Wir kommen hier nicht durch ein kleines Technikversagen um.” Sein grimmiger Humor konnte kaum die knisternde Spannung überdecken.

Plötzlich lenkte ein Flackern am Rand ihres Sichtfelds ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ein schimmernder Lichtbogen blitzte draußen, zischend wie ein funkelnder Geist zwischen den Sternen. Die Crew stritt sich beinahe mit der Zuversicht, genug Schlaf sei nicht der Schuldige dieses Schauspiels. Waren sie Zeugen eines kosmischen Phänomens, das der menschlichen Phantasie bisher verborgen geblieben war?

Sofia nahm die Daten auf, fasziniert und bewundert, während Pierre hektisch den Kommunikationskanal zu reparieren versuchte. Doch bevor jemand eine Erklärung abgeben konnte, zischte ein Alarm auf und die Raumkapsel geriet in ein schwindelerregendes Schwanken. Die Gesichter der Crew formten eine sympathische Mischung aus Angst und Entschlossenheit.

“Was zum…?” Dannebrog, der nun endlich die Hebel völlig unter Kontrolle hatte, rief laut in die internen Kanäle.

Anitas berauschende Stimme schnitt durch den Lärm: “Ruhig, wir kriegen das wieder hin. Wir müssen nur die Stabilität zurückgewinnen.” Ihre Hände glitten über die Steuerung, als wären sie die erprobten Flügel eines Raubvogels.

Die Sekunden dehnten sich zu einer spinnwebenartigen Ewigkeit. Doch letztlich straffte sich das Schiff wieder und drehte sich in eine stabile Lage, während die Systeme schrittweise wieder zum Leben erwachten.

Ein tiefes Durchatmen folgte dem Wiederlangen der Ordnung. Elias, die Augen auf den Horizont gerichtet, warnte in einem flüsternden, doch bestimmten Ton: “Das Unbekannte kann uns nicht besiegen, solange wir zusammenhalten.”

Sie alle wussten, dass sie am Anfang einer Reise waren, die das Unbekannte nicht nur durchkreuzte, sondern ihm entgegenträte. Die Raumfahrt hatte mit diesem Mann und dieser Crew einen würdigen Kampf gefunden.

Kapitel 3: Bedrohung im Schatten

Obwohl sich der rhythmische Herzschlag des Raumschiffs beruhigend durch die endlosen Weiten des Alls verteilte, konnte er die unmerklichen Spannungen, die sich im Bauch der “Exodus Omega” nahmen, kaum lindern. Die Crew, auf der Suche nach einem Funken Hoffnung, starrte gebannt auf die Monitore im Kontrollraum, während sie sich den letzten Daten zuwandten, die von einem weit entfernten Objekt eingingen.

“Ein Signal?”, fragte Dr. Elias Renner, der vermeintliche Fels in der Brandung, während er die Arme vor der Brust verschränkte und tief Luft holte. “Irgendwelche Hypothesen?”

Der junge Kommunikationsoffizier, Elia Becker, versuchte, seine Aufregung zu verbergen. “Es scheint eine Art Notsignal zu sein, etwas Altes… aber dennoch aktiv. Die Quelle ist in etwa 100.000 Kilometer von unserer aktuellen Position entfernt.”

“Ein neues Ziel also”, sagte Chloe Dubois, die energiegeladene Ingenieurin, mit einem schiefen Grinsen. “Das hebt die Stimmung, nicht wahr?”

Dr. Renner zwinkerte und antwortete sarkastisch: “Weil wir sonst ja nichts zu tun hätten.”

Die Diskussion über das weitere Vorgehen entfaltete sich hitzig. Während einige Crewmitglieder das Unbekannte meiden wollten, konnten die Argumente für die Untersuchung – Einsicht in möglicherweise wertvolle Daten oder verlorene Technologie – schließlich nicht ignoriert werden. Und so schwenkte die “Exodus Omega” sanft ab, gesteuert von den kundigen Händen des Piloten Marcus Steele.

Nach Stunden des Dahingleitens durch die sternenlose Dunkelheit türmte sich das mysteriöse Signal vor ihnen auf – ein Raumschiff, das wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit zwischen den Sternen trieb. Die fahlen Lichter an Bord flackerten schwach, ebenso wie die Zuversicht in den Augen der Crew.

Chloe, die Ingenieurin mit einem untrüglichen Gespür für Mechanik, beeinflusste den weiteren Fortschritt. “Hier geht es um die Grundlagen des Überlebens”, sagte sie, als sie die Sicherheitsvorkehrungen für eine Erkundung des alten Schiffes durchging. “Looten und leveln, meine Freunde!”, fügte sie augenzwinkernd hinzu. Mahlende Spannung lag in der Luft, begleitet von einem Hauch schwarzen Humors, um die Angst zu vertreiben.

An Bord des alten Schiffs war die Atmosphäre gespenstisch. Die Korridore wanden sich wie die verschlungenen Pfade eines verzauberten Waldes, gefüllt mit den schaurigen Flüstern der Geister der Vergangenheit. Schweigend schwebte die Crew durch die dunklen, staubbedeckten Gänge, jeder Schatten ein potenzieller Feind.

Es war Becker, der das Auffällige zuerst bemerkte. “Hey, schaut euch das an.” Mit zitternden Händen zeigte er auf Wände, die mit kryptischen Zeichen bedeckt waren. Dr. Renner trat näher, während seine Augen ungläubig über die Inschriften huschten: Geschichten von Vernichtung, von Warnungen und Prophezeiungen, deren Deutung sich der Logik entzog.

Mit einem Gefühl der Dringlichkeit entdeckten sie den Raum, von dem das Signal seinen Ursprung nahm. Ein einzelner Monitor, flackernd und von Rost umgeben, stand stellvertretend für die verlorene Kommunikation. Chloe starrte auf das Display, während die anderen ungeduldig im Hintergrund verharrten. Ihre sture Entschlossenheit, ein Mittel gegen die Ungewissheit, wich langsam einem Ausdruck von Sorge und Beklommenheit.

Als das Signal langsam an Stärke gewann, formte sich schließlich eine Nachricht: “Verweilt nicht in den Schatten, die Erinnerungen sind hier lebendig.”

Marcus ließ ein unbehagliches Lachen los, um die Anspannung zu lösen. “Na, das klingt doch fast wie die Schlussszene eines Horrorfilms, oder? Nur, dass wir die Hauptdarsteller sind.”

Doch die Miene von Dr. Renner blieb ernst. Als Wissenschaftler war er nie einer, der die Umstände durch unerforschte Gebiete des Aberglaubens erklären würde. Aber etwas über das alte Schiff ließ seine Skepsis ins Wanken geraten, als wären die Schatten der Ungewissheit näher als die erfassbare Realität.

Zurück an Bord der “Exodus Omega” bemerkten sie, dass die Crew von der Untersuchung noch immer intensiver zu debattieren begann. Nun kamen Themen der Ressourcenknappheit ans Licht, die ohnehin schon gereizten Eindrücke des Aufeinandertreffens schienen die Spannungen zu verstärken. Elizabeth Sandoval, die Biochemikerin, mahnte gemessen zur Ruhe und riet zur Vorsicht. “Wenn diese Botschaften sich als real herausstellen – sind wir dann bereit oder einfach nur töricht?”

Der verbliebene Zeitdruck, von der bröckelnden Erde getrieben, ließ keine einfache Lösung zu. Doch als die Schatten des Unbekannten näherkamen, erkannten sie, dass die Suche nach Antworten nur der Anfang ihrer wahren Herausforderungen war. Die Bedrohung im Schatten war real, und die Mission war längst nicht mehr das, was sie zu Beginn schien.

Mit nachdenklichen Mienen bereiteten sie sich darauf vor, tiefer in die Dunkelheit einzutauchen, alle Vorbehalte beiseite zu legen und ein weiteres Kapitel ihres unwägbaren Abenteuers aufzuschlagen. Was auch immer die Zukunft bringen mochte, sie konnten nicht mehr zurück. In welcher Form auch immer, die Schatten forderten ihren Tribut, und für die Crew der “Exodus Omega” war die Reise jetzt erst richtig entbrannt.

Kapitel 4: Der Zerfall der Ordnung

Die Atmosphäre an Bord der Raumstation “Exodus Omega” war vom chaotischen Puls eines besorgniserregenden Rhythmus erfüllt. Seit der Entdeckung des verlassenen Raumschiffs und der geisterhaften Warnungen, die es enthielt, war das Vertrauen der Crew zueinander wie feiner Sand durch die Finger geronnen. Was einst ein eingespieltes Team war, hatte sich in kleine, misstrauische Fraktionen aufgespalten, die mehr darin investierten, die eigene Sicherheit zu wahren als das große Ziel der Menschheit.

Dr. Elias Renner, der unermüdliche Captain der Mission, fühlte den Druck auf seinen Schultern unerträglich schwer werden. Seine sonst so geordneten Gedanken wirbelten verwirrt durch seinen Kopf wie ein Sturm aus Staub. Den Blättern im Wind gleich, waren seine Versuche, die Kontrolle zurückzugewinnen, vergeblich. Die letzten Tage waren geprägt von Streitereien, Flüstereien hinter seinem Rücken und vermehrten Berichten über verschwundene Vorräte.

“Verdammte übernatürliche Phänomene”, murmelte er vor sich hin, als er durch die sterile Korridore der Station wanderte. Elias bemerkte nicht, dass er seine Gedankengänge laut aussprach, während er das vergilbte Hologramm des Missionsplans betrachtete. “Sollten wir nicht als Team arbeiten? Was haben wir noch an Menschlichkeit, wenn Misstrauen unsere Herzen bestimmt?”

Die ernüchternde Stille seiner Begleiterin, Lieutenant Hannah Voss, bekräftigte die Dringlichkeit seiner Gedanken. Hannah war vor Kurzem noch die Stimme der Vernunft gewesen, doch nun schien sie selbst in die sorgenvolle Stille abzugleiten, die die Raumstation durchdrang. Das Geisterschiff hatte den Keim der Paranoia perfekt gepflanzt, und die bange Sorge wuchs unaufhörlich wie ein Tumor.

Zur selben Zeit auf dem unteren Deck, in der improvisierten Cafeteria, geriet ein hitziges Streitgespräch zwischen dem Techniker Ray Moore und dem Navigator Lian Chang völlig außer Kontrolle. Die Anklage, dass jemand die Vorratskammern plündere, entfaltete sich zu einem Zerrbild der menschlichen Natur, bei dem Beschuldigungen wie Pfeile durch den Raum schwirrten.

“Verrückt! Einfach verrückt”, rief Ray und fuchtelte mit bedrohlich wirkenden Händen in die Luft, als könne er die Vorwürfe selbst heraufbeschwören. “Wie kannst du es wagen, mir die Schuld zu geben, Lian? Du bist doch derjenige, der stundenlang im Dunkeln schleicht!”

Ihre Auseinandersetzung wurde abrupt durch das ohrenbetäubende Heulen der Alarmsirenen unterbrochen. Hannah war bereits zur Steuerkonsole gestürmt, als sie einen kryptischen Funkspruch von Renner erhielt: “Wir haben Besucher. Auch wenn es keine Willkommensparty gibt.”

Innerhalb weniger Augenblicke verdunkelten ungewöhnliche Schatten die Fenster. Gestalten, unförmig und irreal, krochen aus den ringförmigen Strukturen des Geisterschiffs. Ihre Bewegungen glichen einem zähen, schleimigen Fluss, der sich mit hoher Geschwindigkeit über die Außenhülle der Exodus Omega verbreitete. Die Sirenen betäubten die ohnmächtige Stille, in der man die Crewmitglieder wie eingefroren fand.

“Zurück in die Kabinen, sofort!” schrie Hanson, die gehversierte Funkoffizierin, während sie hektisch versuchte, die Kommunikationskanäle der Station in Gang zu setzen. “Dr. Renner hat einen Plan!”

Doch Dr. Renner hatte keinen Plan. Zumindest nicht in einer Sprache, die seine Crew in der Not beruhigt hätte. In den Augenblicken, in denen Chaos zu regieren begann, war sein einziger Gedanke ein eindringliches Mantra: Finde heraus, was sie von uns wollen. Ein Mysterium, das es zu lösen galt, wenn die Menschheit je einen Fuß auf die verheißungsvolle Nova Terra setzen würde.

Der erste Angriff der mysteriösen Wesen ließ nicht lange auf sich warten. Elektrizitätsausfälle, Überlastungsanzeigen und klaffende Risse in der Außenhülle signalisierten die unheilvolle Präsenz, noch bevor die Crew wirklich bereit war, sich der Bedrohung zu stellen. In jener kritischen Stunde kämpften sie gegen eine unsichtbare Wand aus Feindseligkeit und bürokratischer Ohnmacht, nicht mehr als hilflose Figuren in einem törichten Schachspiel des Schicksals.

Noch bevor die Sonne über den Horizont zu kriechen vermochte – oder das, was man im unendlichen All als solchen bezeichnen könnte – verzeichnete die Exodus Omega ihren ersten Verlust. Crewmitglied und Ingenieurin Lisa Behrendt hieß es, sei für immer fort. Was von ihrem letzten Standort blieb, waren nur zerfledderte Kleidung und die unbeschreibliche Kälte eines ungeschriebenen Testaments.

In den verbleibenden Stunden des Tages schien es Nebensache, dass die Station mehr und mehr einem zerrütteten Wrack glich. Vielmehr beschäftigte Elias Renner nur noch eine Frage: Welche Geheimnisse bargen die Wesen, und wie weit würden sie für Antworten gehen müssen? Ein gefährliches Spiel um Leben, Tod und die Zukunft der Menschheit hatte begonnen, und Elias war fest entschlossen, es zu Ende zu bringen.

Kapitel 5: Der Preis der Erlösung

Das grelle, pulsierende Licht der Alarmanzeigen ließ die Schatten in der Kommandokapsel tanzen. Ein gespenstisches Schauspiel aus Rot und Schwarz, das die verzweifelte Lage der Crew an Bord der Exodus Omega unmissverständlich verdeutlichte. Dr. Elias Renner stand, mit einer stark beanspruchten Fassade der Entschlossenheit, zentral vor dem Hauptbildschirm, dessen Display eine bedrohlich herannahende Präsenz von seltsam verzerrten Lebensformen zeigte. Die Tentakel-artigen Ausläufer leuchteten im Takt der Notfallsirenen.

“Renner!”, schrie Lieutenant Tanaka, während er durch die durchgeschüttelte Kapsel hastete. “Diese Biester fressen nicht nur unsere Energie ab, sondern verursachen auch irreparable Schäden an der Struktur unsererschiffs! Wir haben kaum noch Zeit!”

Das Blut rauschte in Renners Ohren, als er fieberhaft nach einer Lösung suchte. Jede Entscheidung fühlte sich wie ein Dolch in seinem Herzen an. Er dachte an die unheilvollen Botschaften, die von dem alten Raumschiff gesandt worden waren, an die gefahrvollen Hinweise auf physikalische Anomalien und Dimensionen jenseits des Verständnisses der Menschheit. Die Wahl, die vor ihm lag, war schwerwiegend. Ein Teil seines Verstands hoffte noch immer, dass alles ein wirrer Traum sei – eine makabre Farce der Realität.

Dann schlug die Erkenntnis ein wie ein Blitz. Es gab eine Möglichkeit. Gefährlich? Sicherlich. Verrückt? Absolut. Doch in diesem Moment wusste Renner, dass dies ihr einziger Ausweg war.

„Bereitet das Entladungssystem für die gesammelten Informationen vor“, ordnete er an, seine Stimme fest, mit einem Rest Unsicherheit, den er hoffte, die Crew nicht zu erkennen vermochte. „Wir werden das Unbekannte gegen sie verwenden. Entwedern sie uns, oder wir überwältigen sie mit ihrem eigenen Wissen.“

Klarheit erfüllte den Raum trotz des allgemeinen Chaos, als die Mitglieder der Crew, bereits mehrfach abgehärtet durch vorherige bitterwütige Auseinandersetzungen, die Schwere seiner Worte aufnehmen und sofort handeln. Nur ein Wort eines Offiziers hallte aus dem Lärm heraus: “Wäre es nicht nett, wenn wir einen Wissenschaftler hätten, der seine Arbeit zuverlässig macht?” Ein leicht nervöses Lachen entglitt einem Crewmitglied und verschwand rasch im prügelnden Lärm der Kapsel.

Das Schiff erbebte unter den erneuten Einwirkungen, als sie begannen, die gesammelten Anomaliedaten durch das Netzwerk der unbekannten Lebensformen zu leiten. Mit unheimlicher Präzision tanzten die Lichtwellen um die Tentakel des Feindes, leuchteten an solchen Stellen auf, wo sie in neuronale Bahnen eindringen konnten. Auf dem Kontroll-Bildschirm sah man, wie die Struktur dieser fremden Wesenheiten sich zersetzte, als sie dem zu viel, dem unkontrollierten Wissen – eine Belastung weit über haarroten sie stoß – ausgesetzt wurden.

In diesem fieberhaften Moment wurde Renner bewusst, dass jeder dieser Schritte ihren letzten Ausweg verschloss oder öffnete; eine unvermeidliche Bewegung in ihren wachsenden Kampf gegen die Zeit.

Mit einem finalen Dröhnen tat die Exodus Omega einen Schub nach vorne, durchschlug den Asteroidenring, der die geheimnisvolle Rasse als Wache um sich hatte und blitzte auf den Hünen ferner Horizonte zu. Mit dröhnendem Herzschlag fiel ein lauter Seufzer der Erleichterung von den Lippen der Crew, als der letzte Tentakel vom Kontrollbildschirm verschwand.

Sie hatten es geschafft. Zumindest für den Moment.

Renner wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Statusbericht zur Marscherbarkeit unseres Schiffs?“ Ein Grinsen schlich sich in den Mundwinkeln von Lieutenant Tanaka, der den Schaden an der Außenhülle studierte.

„Wider Erwarten: Der alte Kasten hält noch durch, aber Nova Terra wird nicht mit dem roten Teppich auf uns warten. Wir haben noch ordentlich Arbeit vor uns,“ schmunzelte er.

Nach Wochen auf entbehrtem Kurs erreichte das Raumschiff die Artifizielle Sphäre, jene rettende Infraregion der Menschheit – Nova Terra. Eine glänzende Festung, ein neuer Anfang. Auf halbem Weg in die ersehnte Abfolge von Dockingvorgängen wehte eine kühle Brise Langeweile angesichts der verblüffend normalen Anflugsequenz über die erschöpfte Crew. Die Gefahr zwar umgangen, war das Unbekannte jedoch intensiviert worden.

Die Crew roch den Duft der Rettungsluft, als die Frachttore geöffnet wurden. Die kalten, pathetisch technokratischen Klimaregulatoren von Nova Terra begannen ihre Arbeit, während die ersten Mitglieder ihren verlorenen Boden unter den schwerfälligen Füßen zu breiten wagten.

Verdauend und reflektierend sammelten sich die Crewmitglieder um Dr. Renner, der in diesem Moment für einen flüchtigen Augenblick wie die verführerische, müde und melancholische Inspirationsquelle eines von äußeren Narben gezeichneten Kapitäns erschien.

„Was nun?“, fragte ein Crewmitglied skeptisch. Renner, mit einer Spur augenzwinkernder Ironie in seinen Augen, deutete auf die schimmernden Kuppeln und die weitreichende, strahlend utopische Wiese, die sich noch vollständig entdecken ließ.

„Nun, wir schulden es den Kindern von Nova Terra, dass wir ihnen die bestmöglichen Geschichten erzählen, über das äußerst diskrete Abenteuer im Abrechnungschaos mit Raumreptiloiden… und, erinnern Sie mich daran, nie wieder Matratzenabmachungen mit Wesen zu treffen, die mehr Grips als Grashüpfer haben. Gerade echt anstrengend damit!“

Die Crew lachte erleichtert und entspannt; bereit, in die neue Realität einzutreten, aber nie unempfänglich für die Erinnerungen der Opfer, Gefahren und die überstehen Phasen von Chaos und Chaos.

Und so begann ihr erster Schritt in einem Land voller neuer Hoffnungen und Herausforderungen. Getrieben von der Stärke dessen, was sie gemeinsam überlebt hatten, und der bittersüßen Melodie, die sich in den Tiefen der galaktischen Einsamkeit zu einer Einheit formte.


Das Imperium – Science Fiction


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