Zeitreisende Schatten Teil 12
Die Gruppe war erschöpft, doch es gab keine Zeit zur Erholung. Der Abstieg in den Abgrund hatte sie tiefer in die Dunkelheit geführt, wo der Ursprung der Schatten auf sie wartete. Die Luft wurde immer kälter, und selbst das Licht der Fragmente begann zu flackern, als ob es durch eine unsichtbare Macht gedämpft wurde.
Die Wahrheit unter der Erde
„Seid vorsichtig“, warnte Nyx, als sie weiter in die Finsternis schritten. „Dieser Ort ist älter als der Tempel selbst. Es ist, als ob die Zeit hier unten nicht existiert.“
Clara hielt ihren Atem an, als sie in der Ferne ein schwaches Leuchten bemerkte. Es war anders als das Licht ihrer Fragmente – es war kalt und unnatürlich. „Da vorne, seht ihr das?“, flüsterte sie.
Die Gruppe näherte sich vorsichtig, und bald erblickten sie eine massive, uralte Tür, die in den Fels gehauen war. Die Tür war mit seltsamen Symbolen übersät, die in einem bläulichen Licht pulsierten. „Das muss es sein“, sagte Alexander leise. „Hier ist die Quelle der Schatten.“
Samuel trat näher und legte seine Hand auf die Tür. „Was auch immer dahinter liegt, es hat die Macht, die Zeit zu verändern… oder zu zerstören.“
Nyx nickte langsam. „Wir müssen vorbereitet sein. Die Kräfte, die wir bisher gesehen haben, könnten nur der Anfang sein.“
Das Herz der Dunkelheit
Die Tür öffnete sich mit einem dumpfen Knarren, und die Gruppe trat in einen riesigen, unterirdischen Raum ein. Die Wände waren von uralten, sich bewegenden Schatten bedeckt, die in einem rhythmischen Muster pulsierten. In der Mitte des Raumes stand ein mächtiger Obelisk aus einem unbekannten Material, das schwach glühte.
„Das ist es“, flüsterte Lyra ehrfürchtig. „Der Obelisk ist der Schlüssel zu allem.“
Plötzlich bewegte sich ein Schatten, größer und mächtiger als alle anderen, vom Obelisk weg. Es formte sich zu einer Gestalt, die die dunklen, bedrohlichen Augen auf die Gruppe richtete.
„Ihr wagt es, meine Domäne zu betreten?“, donnerte eine tiefe, unheilvolle Stimme. „Ihr Narren glaubt, ihr könntet die Kräfte der Ewigkeit beherrschen?“
Clara trat vor, ihre Stimme fest. „Wir sind hier, um die Schatten zu stoppen. Dein Einfluss über die Zeit wird enden.“
Das Wesen lachte, ein schauerliches Geräusch, das durch den Raum widerhallte. „Ihr versteht es nicht. Die Schatten sind nicht einfach nur Wesen – sie sind ein Teil der Zeit selbst. Ihr könnt sie nicht zerstören.“
Ein erbitterter Kampf
Ohne Vorwarnung griff das Schattenwesen an, seine Gestalt verwandelte sich in einen Sturm aus Dunkelheit und kaltem Wind. Die Gruppe sprang auseinander, während das Wesen um sie herum wirbelte, seine Präsenz überwältigend.
Nyx rief ihnen zu, „Zielt auf den Obelisken! Er ist die Quelle seiner Macht!“
Samuel warf sich nach vorne, sein Schwert blitzte im schwachen Licht, doch das Schattenwesen wich jedem Schlag aus. Clara hob ihre Hand, und ein grelles Licht strömte aus den Fragmenten, das die Schatten für einen Moment zurückdrängte. Doch es war nicht genug – die Dunkelheit formierte sich immer wieder neu, stärker und bedrohlicher.
Lyra konzentrierte sich, und blaue Energie sammelte sich um ihren Stab, bevor sie sie mit aller Kraft auf den Obelisken schleuderte. Der Obelisk vibrierte, als die Magie auf ihn traf, und für einen Augenblick schien die Dunkelheit zu flackern.
Das Schattenwesen brüllte vor Zorn und Schmerz. „Nein! Ihr werdet den Lauf der Zeit nicht ändern!“
Aber die Helden gaben nicht auf. Gemeinsam bündelten sie ihre Kräfte, Licht, Magie und Stahl vereint, um gegen die übermächtige Dunkelheit anzukämpfen. Der Raum erbebte, als der Obelisk begann zu zerbrechen, und mit ihm die Kontrolle des Schattenwesens über die Schatten.
Ein letztes Opfer
Doch gerade als es so aussah, als ob sie gewinnen könnten, schrie Nyx plötzlich auf. „Haltet ein! Wenn wir den Obelisken zerstören, könnten wir alles verlieren! Die Balance der Zeit selbst könnte zerrüttet werden!“
Die Gruppe zögerte, ihre Energie noch im Angriff. Doch das Schattenwesen nutzte diesen Moment der Unentschlossenheit und schlug zurück, seine Kraft um ein Vielfaches verstärkt.
Clara wurde von der Wucht zurückgeschleudert, und die Fragmente zerstreuten sich auf dem Boden. In einem verzweifelten Versuch richtete sie ihren Blick auf den Obelisken, ihre Augen voller Entschlossenheit. „Wir haben keine Wahl“, flüsterte sie, während sie sich mühsam aufrappelte. „Das ist unsere einzige Chance.“
Mit einer letzten, alles verzehrenden Anstrengung bündelte sie die gesamte verbleibende Energie der Fragmente und schoss sie auf den Obelisken. Die Explosion, die folgte, war so hell, dass sie alles um sie herum verschlang.
Als das Licht verblasste, war der Raum still. Der Obelisk war in Stücke zersprungen, und das Schattenwesen war verschwunden. Doch etwas stimmte nicht. Die Wände begannen zu vibrieren, und ein tiefes Grollen füllte die Luft.
„Wir müssen hier raus!“, schrie Samuel, während die Gruppe sich auf den Ausgang zubewegte. Doch die Dunkelheit schien sie nun von allen Seiten zu verschlingen, als ob sie sich für die Zerstörung des Obelisken rächen wollte.
Die Gruppe rannte, doch die Schatten wurden dichter, und die Realität begann zu verschwimmen. Der Kampf war gewonnen, aber der Preis dafür war hoch – die Grenzen von Raum und Zeit waren irreparabel geschädigt, und die Helden fanden sich in einer verzerrten Welt wieder, die sie nicht mehr erkennen konnten.
Sie hatten die Schatten besiegt, aber die Folgen dieses Sieges waren unvorhersehbar. Das Echo der Schatten würde noch lange nachhallen, und die Helden waren nun in einer Welt gefangen, die sie selbst mitgeformt hatten.