Zeitreisende Schatten Teil 11
Der Tempel lag in Trümmern, und Staub schwebte wie ein schwerer Schleier durch die kalte Luft. Clara hustete, als sie sich aus den Trümmern erhob, ihr Körper schmerzhaft steif von dem Kampf. Die Fragmente in ihrer Tasche leuchteten noch schwach, als ob sie sich von der intensiven Energie des Kampfes erholten. Sie blickte sich um und sah, dass die anderen ebenfalls langsam zu Bewusstsein kamen.
„Ist… ist es vorbei?“ fragte Alexander, während er sich an einen zerbrochenen Säulenrest lehnte. Seine Stimme klang heiser, und sein Gesicht war gezeichnet von Müdigkeit.
Nyx, die sich durch den Schutt kämpfte, sah sich um und schüttelte den Kopf. „Nein, es hat gerade erst begonnen.“
Ein unbekannter Feind
Bevor jemand reagieren konnte, ertönte ein tiefes, unheilvolles Geräusch aus der Dunkelheit jenseits des Tempels. Die Luft schien sich zu verdichten, und eine eisige Kälte breitete sich aus, die selbst das Licht der Fragmente zu verschlingen schien.
Samuel zog sein Schwert und trat instinktiv einen Schritt zurück. „Was ist das jetzt wieder?“, fragte er mit angespanntem Blick.
„Ich… ich weiß es nicht“, gestand Nyx, ihre Stimme zitterte leicht, was sie sonst nie tat. „Das ist anders als die Wächter. Es fühlt sich… uralter an. Gefährlicher.“
Aus den Schatten, die sich tief in den zerfallenen Überresten des Tempels sammelten, traten neue Gestalten hervor. Diese Wesen waren anders als die Wächter, die sie zuvor bekämpft hatten. Ihre Körper schienen aus reinem, undurchdringlichem Schatten zu bestehen, und doch flackerten in ihren Augen rote Funken, die ein bösartiges, unstillbares Verlangen widerspiegelten.
„Schattenwesen“, flüsterte Lyra und zog ihren Stab fester an sich. „Sie sind mehr als nur Geister. Sie sind die Dunkelheit selbst, die in den Ecken der Zeit existiert.“
„Das kann doch nicht wahr sein…“, murmelte Clara, während ihr Herz schneller schlug. Sie hatte genug übernatürliche Wesen erlebt, um zu wissen, dass dies keine gewöhnlichen Gegner waren.
Ein verzweifelter Kampf
Die neuen Schattenwesen bewegten sich lautlos, ihre Körper glitten wie Rauch durch die Ruinen. Clara und die anderen zogen ihre Waffen, doch die Unsicherheit in ihren Augen war nicht zu übersehen. Wie sollte man gegen Schatten kämpfen?
„Versucht es mit Licht!“, rief Nyx plötzlich, als sie ein kleines Amulett aus ihrer Tasche zog. Es begann in einem strahlenden, weißen Licht zu leuchten, das die Schattenwesen kurz zum Rückzug zwang.
Lyra hob ihren Stab, und eine Kugel aus hellblauem Licht formte sich an der Spitze. „Dann lasst uns sie in Licht tauchen!“
Ein wilder Kampf entbrannte, in dem die Helden verzweifelt versuchten, die Schattenwesen mit Licht und Magie in Schach zu halten. Doch jedes Mal, wenn sie einen Schatten zerstörten, formte sich aus der Dunkelheit ein neuer. Es war ein endloser Kreislauf, der sie immer weiter erschöpfte.
Clara spürte, wie ihre Kräfte nachließen, während sie einen weiteren Schatten mit einem gezielten Lichtstrahl vernichtete. „Das bringt uns nichts!“, schrie sie über das Chaos hinweg. „Wir brauchen eine andere Strategie!“
„Es muss einen Weg geben, sie aufzuhalten“, rief Alexander, der die Schatten mit schnellen Schwerthieben in Schach hielt, obwohl seine Schläge wenig Wirkung zu zeigen schienen.
„Wir müssen die Quelle finden!“, rief Nyx, als ihr Amulett für einen Moment aufleuchtete und dann zu flackern begann. „Etwas oder jemand muss diese Schattenwesen kontrollieren. Wenn wir die Quelle zerstören, verschwinden sie vielleicht.“
Die Suche nach der Quelle
Samuel nickte entschlossen. „Dann lasst uns nicht länger warten. Wir müssen rausfinden, wer oder was dahintersteckt.“
Nyx führte die Gruppe durch die Ruinen, immer auf der Hut vor den Schattenwesen, die sie ständig umzingelten. Jeder Schritt fühlte sich wie ein Wettlauf gegen die Zeit an, und die Dunkelheit schien immer dichter zu werden. Schließlich kamen sie zu einem dunklen, tiefen Abgrund im Herzen des Tempels, von dem ein schauriger, kalter Wind heraufzog.
„Das muss es sein“, flüsterte Lyra und schluckte schwer. „Da unten lauert die Quelle dieser Schatten.“
Nyx zögerte einen Moment, dann nickte sie. „Es gibt keinen anderen Weg. Wir müssen hinabsteigen.“
Samuel zog sein Schwert fester und sah in die finstere Tiefe. „Bereit oder nicht, hier kommen wir.“
Ohne weitere Worte stiegen sie in den Abgrund hinab, wo sie sich dem wahren Ursprung der neuen Schatten stellen mussten. Doch was dort unten auf sie wartete, war etwas, das ihre Vorstellungskraft überstieg – eine Macht, die nicht nur die Schatten, sondern die Zeit selbst beeinflussen konnte.
Als sie tiefer in die Dunkelheit vordrangen, spürten sie, wie sich die Schatten um sie herum verdichteten und immer bedrohlicher wurden. Die letzten Funken Hoffnung flackerten in ihren Herzen, als sie realisierten, dass sie vielleicht die Grenzen dessen erreicht hatten, was sie noch überwinden konnten.
Doch sie hatten keine Wahl – die Schatten mussten gestoppt werden, bevor sie die ganze Welt in Dunkelheit hüllten.