Kapitel 1: Der Sprung in die Vergangenheit
Es war eine sternenklare Nacht, als Alex, ein leidenschaftlicher Physiker und Abenteurer, seinen Blick auf den Himmel richtete und die Möglichkeiten des Universums in sich aufsog. Von Kindesbeinen an hatte er von der Fähigkeit geträumt, durch die Zeit zu reisen, von der Faszination, die Vergangenheit zu erleben und die Geheimnisse der Geschichte zu erkunden. Nun stand er am Rande, diesen Traum zu verwirklichen. In einem geheimen Labor, tief verborgen in den Wäldern von Oregon, bereitete er sich darauf vor, den ultimativen Schritt zu wagen.
Das Labor war das Herzstück eines hochmodernen Komplexes, der von einigen der brillantesten Köpfe der Welt betrieben wurde. Sie hatten eine Methode entwickelt, die theoretisch erlaubte, die Zeit zu falten und zwischen den Zeitebenen zu wechseln. Der Schlüssel zu dieser außergewöhnlichen Technologie lag in der Quantenverschränkung, ein Phänomen, das die Grenzen von Raum und Zeit überbrücken konnte. Alex hatte sein Leben dem Studium dieser Technologie gewidmet und war bereit, die Frucht seiner jahrelangen Arbeit zu ernten.
Alex‘ Motivation für den Sprung war sowohl persönlicher als auch wissenschaftlicher Natur. Er wollte nicht nur die Geheimnisse der Vergangenheit enthüllen, sondern auch herausfinden, was geschehen wäre, wenn bestimmte Ereignisse in der Geschichte anders verlaufen wären. Eine Frage, die ihn besonders umtrieb, war das Schicksal seines Großvaters, der während einer militärischen Mission im Zweiten Weltkrieg verschwunden war. Vielleicht könnte er in die Vergangenheit reisen, um die Wahrheit zu erfahren und lose Enden in der Geschichte seiner Familie zu verknüpfen.
Der Raum, in dem der Sprung stattfinden sollte, war ein hochkomplexer Schaltkreis aus Energie, glänzendem Metall und summenden Maschinen. Alex überprüfte ein letztes Mal die Koordinaten auf dem Display vor ihm. Sein Herzschlag beschleunigte sich, während er seine Augen schloss und tief durchatmete. Die Anspannung in seinen Muskeln mischte sich mit einem Gefühl purer Entschlossenheit. Die Energie des Raumes begann zu pulsieren, Lichtblitze blitzten um ihn herum auf, und dann kam der Moment – der Sprung.
Ein blendendes Licht verschlang ihn, und er fühlte, wie sein Körper unwirklich leicht wurde, als ob er durch die Schichten der Realität hindurchglitt. Ein Augenblick der absoluten Schwerelosigkeit, gefolgt von einem unerwarteten Stoß, als er in einer völlig neuen Umgebung landete. Die Luft war anders, dichter und voller fremder Gerüche. Alex ergriff der erste Eindruck einer Welt, die sowohl vertraut als auch fremd war. Die Landschaft, die sich vor ihm erstreckte, war ein seltsamer Hybrid aus bekannter Natur und bizarren architektonischen Strukturen.
Mit wachsender Verwunderung und Nervenkitzel begann er seine Umgebung zu erkunden. Doch schon bald fiel ihm auf, dass etwas entscheidend falsch war. Sein Gerät, das den Rücksprung hätte initiieren sollen, zeigte keine Regung. Es war, als hätte die Kühnheit seines Unternehmens ihn in einer Blase der Zeit gefangen, ohne Möglichkeit, zurückzukehren. Panik durchzuckte ihn, als er realisierte, dass er, anstatt die Vergangenheit zu besuchen, in einer Parallelwelt gestrandet war – ein Rahmen des Multiversums, in dem sich die Fäden der Zeit unterschiedlich verwoben hatten.
Die Entscheidung, ob er in Verzweiflung verfällt oder Lösungen sucht, fiel ihm nicht leicht. Erinnerungen an sein Team und die forscherische Neugier riefen ihn jedoch zur Besinnung. Mehr als jemals zuvor hing jetzt alles davon ab, einen Weg zu finden, diese parallele Realität zu erforschen und die Natur des Fehlers zu begreifen, der ihn an diesen Ort geführt hatte. Trotz der Unsicherheit, die ihn umhüllte, lebte ein unersättlicher Drang in ihm, die neue Realität zu ergründen und einen Ausweg zu finden.
Aber Alex hatte keine Ahnung, wie komplex diese Realität war und welche Herausforderungen und Geheimnisse auf ihn warteten. Die Odyssee hatte begonnen, und mit jedem Schritt, den er tat, wurde ihm klar, dass sein Abenteuer weit über das hinausging, was er sich je hätte vorstellen können. Es war der Beginn einer Reise zwischen Zeit und Raum, auf der Suche nach Antworten, die in den komplexen Weben des Multiversums verborgen lagen.
Kapitel 2: Gefangen in der Zeit
Die dunstige Luft der unbekannten Welt umgab Alex wie ein schwerer Vorhang, der ihn daran hinderte, klar zu denken. Als er an jenem Morgen erwachte, erkannte er, dass sein Abenteuer, das einmal so verheißungsvoll begonnen hatte, zu einem albtraumhaften Gefängnis geworden war. Die schimmernden blauen Horizonte der parallelen Welt erinnerten an seine Heimat, doch jede faserige Interaktion, jeder noch so kleine Aspekt erschien ihm fremdartig. Es war, als wäre er in einem verzerrten Spiegelbild seiner Realität gefangen.
Auf einem felsigen Hügel kauernd, spähte Alex in die Umgebung, versuchte, Zeichen von Leben zu erkennen. Durch den dichten Nebel, der wie eine viskose Masse zwischen den Baumriesen hing, entdeckte er eine schwache Bewegung. Ungeachtet der mulmigen Vorahnung, die in ihm aufstieg, machte er sich auf den Weg.
Schon bald zeigte sich, dass er nicht allein war. Auf einer Lichtung traf er auf eine Gruppe von Menschen, deren Aussehen und Verhalten jeden Zweifel beseitigten, dass sie wie er Zeitreisende waren, gestrandet in dieser Zeitschleife des Schicksals. Ihre Blicke voller Verzweiflung und Hoffnung zugleich richteten sich auf ihn, als sie sich seiner Präsenz bewusst wurden.
Der erste, der sprach, war ein älterer Mann mit wachem Blick und tiefen Linien im Gesicht, die von einem Leben der Entdeckungen und Enttäuschungen erzählten. „Mein Name ist Samuel Tillman,” sagte er, ein renommierter Historiker, seinerzeit mit der Aufgabe betraut, sich durch Zeitströme zu bewegen, um die Geheimnisse längst verlorener Epochen zu lüften. Doch anstatt in der Vergangenheit zu verweilen, war er hier gefesselt, ein unwissender Zuschauer in einer unvertrauten Dimension.
Neben ihm stand Elisa, eine resolute Wissenschaftlerin, deren Begeisterung für das Verständnis der Zeit sie in diese schier ausweglose Lage gebracht hatte. Ihr Verstand war ein endloser Kompass, immer in Bewegung, immer nach Antworten suchend. Sie bot Alex ein wissendes Lächeln an und teilte ihre Theorie mit ihm: „Es sind die kleinsten Details, die Zeitlinien zum Kollabieren bringen. Eine temporäre Anomalie hat uns hierher verbracht. Wir sind wie winzige Fische, gefangen in einem Netz, das nicht unser eigenes ist.”
Der rätselhafteste der Gruppe war jedoch Luthor, ein eigenartiger Chronomant, dessen Kenntnis der Zeit über die rationale Wissenschaft hinausging. Er schien die Fäden der Zeitlinien selbst zu spüren, sie anzuzapfen und mit ihnen zu weben, als wäre er selbst ein Stück der Chronos-Gefüge. In ihm glomm eine unbestreitbare Autorität, die sich in der Art, wie er sprach und die anderen führte, widerspiegelte.
Gemeinsam begannen sie, die Grenzen und Regeln dieser parallelen Welt auszuloten. Es war eine Welt, die den ihren so ähnlich erschien, und doch war jedes Element, jede Facette irgendwie verschoben, entstellt. Die Flora und Fauna leuchtete in unnatürlichen Farben, eine Landschaft der surrealen Schönheit, die jedoch stets den Hauch des Unbekannten mit sich führte.
Während sie ihre ersten Stunden miteinander verbrachten, wurden die Spannungen innerhalb der Gruppe spürbar. Die Zeitreise war stets ein heikles Unterfangen gewesen, und die Tatsache, dass sie hier gestrandet waren, ließ die Diskussion über die Ethik und die Konsequenzen ihrer Taten hitzig aufflammen. Elisa und Samuel tauschten verstohlene Worte, versuchten, logische Modelle für eine Rückkehr zu finden, während Luthor in seine eigenen Überlegungen versank, seine Gedanken verschleiert.
An einem improvisierten Lager, über einem Feuer, das in den Schatten der Nacht flackerte, brachen die Diskussionen schließlich aus. Die Verantwortung des Einzelnen für die Manipulation der Zeit wurde infrage gestellt, und die moralischen und ethischen Implikationen ihrer Forschungen geisterten durch das gesprochene Wort. Alex fühlte sich hin- und hergerissen, verstand die Ängste, die alle teilten, und doch spürte er dieselbe unbändige Neugier, die sie alle angetrieben hatte, die ihm Zuflucht bot in einem Moment, in dem alles andere drohte, in sich zusammenzufallen.
Am Ende jener hitzigen Debatte beschlossen sie, ihren Konflikt zur Seite zu schieben – zumindest vorübergehend – und gemeinsam nach einem möglichen Weg zu suchen, der sie zurückbringen könnte. Die düstere, fremde Nacht umhüllte sie, aber in ihren Herzen glomm ein Funken der Hoffnung, der sie weiterhin antrieb.
Ihr Entschluss war einstimmig: die Erkundung der Welt und die Suche nach einem Riss, einem Ausgang aus diesem Geflecht von verstrickten Zeitlinien, das sie in dieser Existenz hielt. Doch beim Gedanken an die bevorstehenden Aufgaben krampfte sich Alex’ Herz zusammen. Sie wussten nicht, was diese Welt für sie bereithalten würde – doch sie konnten nicht umkehren, nicht jetzt. Die Zeit drängte sie dazu, den Weg zu finden, der sie nach Hause führen würde, oder aber in einem ewigen Labyrinth voller ungelöster Geheimnisse zu verweilen.
Kapitel 3: Die Wächter der Zeit
Die Sonnenstrahlen brachen durch das dichte Blattwerk des Waldes und tauchten die urtümliche Landschaft in ein gespenstisches Licht. Alex kauerte hinter einem moosüberwucherten Baumstamm und beobachtete die schimmernde Lichtgestalt, die vor ihm über den Boden glitt. Die Wächter der Zeit – mystische Wesen, von denen bisher nur in Mythen und Legenden die Rede war – hatten endlich Gestalt angenommen. Ihre ätherische Erscheinung verlieh ihnen etwas Erhabenes, doch die Augen der Wächter funkelten kalt und unergründlich aus ihren gesichtslosen Gestalten.
Der Historiker, den Alex inzwischen als Linda kannte – eine stämmige Frau mit stahlgrauen Augen, die ebenso viel erlebt hatten wie Alex’ eigene – kniete neben ihm. „Das muss einer der Wächter sein“, flüsterte sie, ohne den Blick von der Kreatur abzuwenden. „Es heißt, sie wachen über die Integrität der Zeitlinien und greifen ein, wenn die Balance gestört wird.“
Alex nickte, sein Herz raste vor Spannung und einem Hauch von Furcht. „Und jetzt sind wir die Störer“, murmelte er mehr zu sich selbst. Die Ironie der Situation war ihm nicht entgangen. Er, der eigensinnige Zeitreisende, der das Kontinuum herausfordern wollte, stand nun vor der Konsequenz seiner Taten.
Gemeinsam mit Linda tauchte er tiefer in den Schatten des Waldes ein. Der Chronomant, ein geheimnisvoller Wanderer der Zeit namens Elara, hatte ihnen eingeschärft, die Wächter zu meiden. Doch zu beobachten, wie sich die Dimensionen um die Wächter verwoben, war eine Lektion über die Feinheiten der Zeit, die Alex nicht missen wollte. Die Luft um die Wesen schien in Wellen zu flirren, als ob Raum und Zeit selbst deren Essenz umgarnen würden – ein lebendiges Gewebe aus reiner temporaler Energie.
Plötzlich riss ein schriller Schrei Alex aus seinen Gedanken. Er wirbelte herum, im Unterholz brach Hektik aus. Der Wissenschaftler, der bislang etwas abseits geblieben war, taumelte aus dem Dickicht und fiel schwer atmend zwischen die beiden. Ein Wächter, von einer seltsamen Energie erfasst, war ihm auf den Fersen. „Wir werden immer weniger“, keuchte der Mann, das Gesicht blass vor Angst. „Einer nach dem anderen verschwindet in den Zeitwirbeln.“
Mit jeder Sekunde, die verstrich, schien die Struktur der Realität an Kohärenz zu verlieren. Das Gewebe der Zeitlinien, das die Wächter schützen sollten, geriet zu einem Chaos wogender Strömungen. Alex wusste, dass ihre Präsenz hier die Instabilität noch verstärkte. Ihre Träume von Abenteuern und Entdeckungen waren in einen zerstörerischen Albtraum umgeschlagen.
Elara trat mit einem wissenden Ausdruck neben sie. „Wir müssen handeln. Diese Dimension droht, zusammenzubrechen. Unsere bloße Existenz hier destabilisiert das gesamte Gefüge“, erklärte sie. Ihre Augen hatten einen violetten Schimmer, der in der Dunkelheit des Waldes zu glühen schien. Sie war eine exzellente Chronomantin, deren Fähigkeiten für Alex bisher ein Rätsel blieben. „Die Wächter wollen, dass wir gehen. Aber sie können uns nicht forcieren, denn Zeit selbst lehnt sich gegen ihren Willen auf.“
Alex‘ Geist arbeitete fieberhaft. Eine Rückkehr war nicht so einfach, viel zu komplex waren die Ströme der Zeit. Aber irgendwo hier, in diesem unendlichen Labyrinth der Dimensionen, musste ein Ausgang existieren. Ein Funke des Entkommens brannte in seiner Brust. Wenn es nur etwas gab, das sie noch nicht versucht hatten…
Linda unterbrach seine Überlegungen mit einer Frage, die alle plötzlich zusammenzucken ließ: „Was ist, wenn die Antwort nicht in der Technologie liegt, sondern in uns selbst? In dem, was wir als Zeitreisende mitgebracht haben?“
Ein Nachdenken und ein Moment der stillen Einsicht folgte. Jedem der Zeitreisenden wurde schlagartig klar, dass ihre Reise mehr war als eine Flucht. Sie waren Wanderer zwischen den Welten und Zeitlinien, mit einer Verantwortung, die sie kaum erfassen konnten. Die Wächter hatten es geschafft, ihnen diese Erkenntnis leise, aber eindringlich in die Seelen zu flüstern.
Die Sonne wandelte sich allmählich zu einem glutroten Feuerball am Horizont, als die Gruppe sich einig war, dass ein Plan notwendig war. Ein Plan, der sie aus diesem Gefängnis in der Zeit befreien würde. Jedes Risiko, jeder Verlust, alles erschien im Angesicht der drohenden Auslöschung irrelevant.
Der Gedanke an eine Fluchtroute formte sich in ihren Köpfen, noch vage, aber hoffnungsvoll. Der Schlüssel zur Freiheit musste in der Verbindung zwischen ihnen und der Seele der Zeit liegen – in den Fragmenten ihrer Erinnerungen und Erlebnisse als Chrono-Gefangene.
Die Wächter, die sie wie schemenhafte Schatten durch das Unterholz verfolgten, schienen ihre Vorbereitungen zu verstehen. Denn, als hätte die Zeit ein Einsehen gehabt, glitt einer der Wächter noch näher heran und sein Blick, unbeweglich wie das Universum selbst, verweilte einen Moment zu lang auf Alex. Eine stumme Note der Warnung, der Erinnerung an ihre Fehltritte.
Alex spürte den Bann jenes Augenblicks der Erkenntnis. Der Wind trug die letzten Worte der Gruppe davon, als sie sich aufmachten, um nicht nur ihre Zeit zu retten, sondern auch die Balance des gesamten kosmischen Tanzes. Mit einem letzten Blick zu den Wächtern verschwanden sie im Schatten des Waldes. Die Stille danach war ohrenbetäubend. Doch der Weg, den sie nun zu beschreiten hatten, war der Wahrheit und der Hoffnung gewidmet. Und das Gefühl, einen verborgenen Schlüssel zum Universum befreit zu haben, verlieh ihnen die Kraft, weiterzumachen.
Kapitel 4: Der Schlüssel zur Freiheit
Alex stand am Rand einer alten, verfallenen Bibliothek in der Mitte der verlassenen Stadt, während das gebleichte Sonnenlicht durch die staubigen Fenster fiel. Die Halle war groß, ihre Wände gesäumt von Regalen, die ein unordentlicher Wald aus Bücherstapeln bildeten. Der Chronomant, den alle nur als Elias kannten, hatte die Entdeckung gemacht. Ein Glitzern in seinen dunklen Augen offenbarte er Alex und den anderen, dass er etwas Bedeutendes gefunden hatte.
Elias trat vor und hob ein Buch, das sich von den anderen abhob – schwer und mit einem Einband, der trotz der Verwüstung der Zeit unbeschädigt erschien. „Das ist es“, sagte er leise, mit Ehrfurcht in der Stimme. „Hier finden wir den Schlüssel zu unserer Rückkehr.“
Der Historiker, eine Frau namens Rebecca, blickte skeptisch, aber interessiert. „Und du bist sicher, dass dieser alte Wälzer uns helfen kann? Wir haben so viele verloren auf diesem Weg, und die Spannungen unter uns haben gefährliche Höhen erreicht.“
Elias nickte und blätterte mit Sorgfalt durch die vergilbten Seiten. „Uralte Technologien“, murmelte er. „Verborgene Mechanismen zur Manipulation der Zeit. Wenn diese Aufzeichnungen stimmen, gibt es hier einen Knotenpunkt der Zeitenergie, den wir nutzen können.“
Der Wissenschaftler, Dr. Hargrove, rückte seine Brille zurecht und beugte sich vor, um besser zu sehen. „Es klingt zu schön, um wahr zu sein. Aber wenn das, was hier steht, tatsächlich funktioniert, dann könnten wir eine Chance haben.“
Gemeinsam machten sie sich an die Arbeit, die Anweisungen zu entschlüsseln und die Bestandteile des vorgeschlagenen Mechanismus zu sammeln. Doch die Aufgabe war nicht ohne ihre Fallstricke. Sie entdeckten, dass einige der benötigten Materialien tief innerhalb der Ruinen verborgen lagen und andere Teile in den Händen von Unbekannten waren, die sie nicht freiwillig herausrücken wollten.
Mit jeder Stunde, die verstrich, stieg der Druck auf die kleine Gruppe. Differenzen, die zuvor unterschwellig gebrodelt hatten, brachen offen aus, als die Ressourcen knapp und die Geduld erschöpft wurde. Alex und Rebecca gerieten in einen hitzigen Streit über den nächsten Schritt, und es war Elias, der das Zepter der Führung übernehmen musste, um die Spannungen zu entschärfen.
„Inmitten dieses Chaos darf unsere gemeinsame Vision nicht verloren gehen“, mahnte er, seine Stimme in dem großen Raum widerhallend. „Wir sind hier, um nach Hause zu kommen, und wir müssen zusammenarbeiten, um das zu erreichen.“
Während die Suche fortschritt, erlebten sie Rückschläge. Eine Nacht wurden sie von einem plötzlichen Angriff überrascht: Die Wächter der Zeit, längst verlorene Schatten, hatten ihren Aufenthaltsort entdeckt und setzten alles daran, ihre Bemühungen zu vereiteln. In der darauf folgenden Flucht mussten sie zwei ihrer Gefährten zurücklassen, ein Verlust, der die Gruppe schmerzlich traf.
Getrieben von der Notwendigkeit ihrer Mission und dem Wunsch, die Verluste nicht umsonst geschehen zu lassen, konzentrierte sich die Gruppe auf die Fertigstellung des Geräts. Doch selbst als sie es beinahe vollendet hatten, schlichen sich Zweifel ein. Was, wenn es doch nicht funktionierte? Was, wenn die Wände der Zeit sie für immer gefangen hielten?
Es war während dieser dunklen Stunde, als der Chronomant selbst ein Opfer brachte, das die Gruppe auf beispiellose Weise vereinte. Elias, der vielleicht die größten Kenntnisse unter ihnen allen hatte, stellte sich einer Gruppe von Wächtern entgegen, um die Ablenkung zu ermöglichen, die die anderen für den letzten Schritt benötigten. In der Ferne war seine Silhouette zu sehen, wie er die Angreifer mit einem Lichtblitz in Schach hielt, der seine ganze Lebensenergie aufzehrte.
Diese Handlung einer Selbstlosigkeit rüttelte die Gruppe wach, vereinte ihre Entschlossenheit und gab ihnen den Mut, den nächsten Schritt zu gehen. Es war Rebecca, die schließlich die letzten Teile des Mechanismus zusammenführte und die Aktivierung einleitete.
Die Maschine erwachte mit einem tiefen, pulsierenden Brummen. Die Luft um sie herum begann zu flirren, und ein leuchtendes Tor öffnete sich inmitten der Ruinen. In diesem Moment wurden die zuvor erschöpften Zeitreisenden von einem Funken Hoffnung erfüllt. Der unvergessliche Opfere von Elias hatte es ihnen ermöglicht, zu diesem Punkt zu gelangen.
Ohne zu zögern schritten sie durch das Tor, ihre Herzen voller Sehnsucht und Furcht vor dem, was sie auf der anderen Seite erwarten könnte. Doch es gab eine unausgesprochene Gewissheit, dass sie, egal was geschehen würde, gemeinsam einen Weg finden könnten. Selbst wenn sie auf unbestimmte Zeit gefangen blieben, würden sie dies mit dem Wissen tun, dass sie nicht allein waren.
Das Kapitel schloss sich, als das Tor hinter ihnen kollabierte, der Strom der Zeit erneut in seinen unendlichen Verwirbelungen sich faltete und ihre Schicksale in seinen unvorhersehbaren Bahnen umherwirbelte.
Kapitel 5: Rückkehr oder Verlust
Die Luft war elektrisch aufgeladen, als Alex und seine Gefährten sich auf die finale Konfrontation vorbereiteten. Der Himmel über der Parallelwelt, der normalerweise in beruhigenden Pastellfarben leuchtete, zeigte nun ein beunruhigendes Pulsieren, als ob die Welt selbst den kommenden Sturm gespürt hätte.
Sie hatten sich in einem alten, steinernen Tempel versammelt, der ihrem Wissen nach der einzige Ort war, an dem die vergessene Technologie aktiviert werden konnte. Der Historiker, ein älterer Mann namens Professor Morgenstern, studierte erneut die uralten Inschriften an der Wand, während der Wissenschaftler, eine junge Frau namens Dr. Elisa Voss, hektisch eine Reihe von komplizierten Berechnungen auf einem tragbaren Gerät anstellte.
„Es ist seltsam“, sagte Professor Morgenstern, während er mit den Fingern über die sorgfältig in den Stein gravierten Symbole fuhr. „Diese Sprache… sie erinnert an keine bekannte Schrift aus unserer Geschichte, aber die Bedeutung ist klar: dies ist ein Portal.“
Alex nickte und beobachtete, wie der Chronomant, ein geheimnisvoller Mann namens Seraphinus, in der Mitte des Raums ein seltsam flackerndes Holon entfachte. „Bist du sicher, dass du die Wächter hierherlocken kannst?“, fragte Alex, die Sorge tief in seiner Stimme.
Seraphinus lächelte schief, die hellen Augen glühend vor Entschlossenheit. „Sie sind bereits auf dem Weg. Wir müssen sie nur zum richtigen Moment lenken.“
Die Wächter, jene mysteriösen Hüter der Zeitlinie, waren stets wie Schatten in der Parallelwelt umhergewandert, doch sie waren nie so greifbar gewesen wie in diesen entscheidenden Stunden. Das pulsierende Geräusch von verzerrtem Raum kündigte ihre Ankunft an; es war, als hätte die Welt selbst kurz innegehalten, um den Ausgang zu beobachten.
Elisa hob den Blick von ihren Berechnungen und ließ den Stift fallen. „Es ist Zeit“, sagte sie mit einem Ton, der zugleich vor Aufregung und Angst bebte. „Wenn wir den Schlüssel nicht jetzt aktivieren, verlieren wir unsere Chance.“
Die Gruppe formierte sich um das Holon, entschlossen in ihrem Vorhaben und doch gezeichnet von den Verlusten, die sie bisher erlitten hatten. Die Erinnerung an den Freund, der sich für sie geopfert hatte, um den Zugang zum Tempel zu sichern, schweißte sie zusammen und verlieh jedem von ihnen eine Spur unerbittlichen Mutes. Alex spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, als die ersten Wellen von Licht aus dem Holon ausströmten und sich im Raum ausbreiteten.
Es war der Moment der Wahrheit. Die Ley-Linien der Welt die sie zuvor kaum beachtet hatten, tauchten plötzlich um sie herum auf, Schimmerketten aus Energie, die die Struktur der Realität bildeten. Der Raum vibrierte spürbar, als sie den Schlüssel näherten, denselben, den sie mit so viel Mühe gefunden hatten. Alex griff nach dem Gerät, spürte seinen unregelmäßigen Puls in seiner Handfläche und blickte dann zu Elisa.
Der Raum wurde plötzlich von einer unheimlichen Stille durchdrungen, bevor eine Explosion aus Licht eine Schar von Wächtern enthüllte, ihre durchscheinenden Gestalten drohend und majestätisch zugleich. Sie sprachen nicht mit Worten, ihre Präsenz allein war eine stumme Anklage gegen die Zeitmanipulatoren, die versucht hatten, das natürliche Gefüge zu stören.
„Eine Schlacht um die Zeit zu führen ist ein eitles Unterfangen“, hörte Alex die Stimme von Seraphinus in seinem Kopf, als der Chronomant das Unmögliche vollbrachte und die Gedanken der Wächter zu denen der Reisenden transformierte.
„Wir streben nicht nach Zerstörung“, antwortete Alex in dem Bewusstsein, dass dies ihre einzige Gelegenheit war, ihren Standpunkt klarzumachen. „Unser Ziel ist die Rückkehr. Unsere Absicht war nie, den Lauf der Geschichte zu stören.“
Eine Welle von Emotionen durchzog die mentalen Kanäle zwischen den Reisenden und den Wächtern. Verständnis, Verwirrung, eine Prüfung ihrer Motive. Die Wächter zögerten, ihre Aufgabe, das Gleichgewicht wiederherzustellen, verlangte eine Entscheidung.
Seraphinus, immer noch in tiefer Verbindung mit den Wächtern, ließ keinen Raum für Zweifel. „Wir haben die Konsequenzen erkannt. Sie sind Teil von uns geworden. Doch der Drang nach Heimkehr ist stärker als jede Strafe, die künftig über uns verhängt wird.“
Das Dialogtempo intensivierte die Spannung im Raum, und schließlich kam es zu einem leisen Einverständnis. Die Wächter traten zurück, gaben Raum für die Aktivierung des Schlüssels. Der glühende Mechanismus pulsierte in der Mitte des Tempels und ein Riss in der Wirklichkeit bildete sich, der immer weiter aufklaffte.
Jedoch, nicht alle würden es schaffen. Während der Riss sich ausdehnte, erfasste er Alex mit einem unerbittlichen Griff. „Ich werde gehen“, erklärte Elisa, Entschlossenheit in jeder Bewegung, als sie ihren Platz im Zentrum des sich öffnenden Portals einnahm.
„Ich bleibe“, erklärte Seraphinus ruhig. „Dieser Ort braucht jemanden, der die Narben heilen kann.“
Mit einem letzten Nicken akzeptierte Alex die Entscheidung der Gruppe. Ein schweres Gefühl der Verantwortung lastete auf ihm, als er in den Wirbelwind des Portals gezogen wurde. Die verbleibenden Gefährten blieben hinter ihm und sahen zu, wie sich das Fenster in ihre Welt langsam schloss.
Der Übergang war rasend schnell. Licht zerbrach in Bruchstücke und formte sich neu, als Alex sich in der eigenen Zeit fallen fühlte. Sein Geist war gefüllt mit den Erfahrungen, die er gesammelt hatte, und den Lektionen, die er gelernt hatte. Die bittere Erkenntnis, dass nicht alles so einfach rückgängig zu machen war, drückte auf sein Herz.
Am Ende, als der Staub sich legte, fand Alex sich allein in seiner Zeit wieder, die frühen Morgenstrahlen auf seiner Haut und die bekannte Szenerie seines Labors vor sich. Doch jetzt wusste er, obwohl er physisch zurückgekehrt war, dass die parallele Welt eine unauslöschliche Spur auf seiner Seele hinterlassen hatte. Verantwortung und die Erkenntnis der eigenen Handlungen hallten in seinem Bewusstsein nach, als er in den unendlichen Himmel blickte und darüber nachdachte, welche stillen Versprechen die Zukunft wohl bergen mochte.
Er verstand jetzt mehr über den flüchtigen Stoff der Zeit—über die Macht von Entscheidungen und die bleibenden Schatten der Vergangenheit.